Datum:     Donnerstag, 3. - Samstag, 5. September 2015

Startort:   Anchorage, Golden Nugget Campground (bedeckt, ca. 14°)

Zielort:   Katmai N.P., Brooks Lodge & Camp (bedeckt, Regen, ca. 12°)

 

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Wo sollen wir bloss anfangen? Gleich mal einleitend: Dieser Ausflug hat sich wirklich gelohnt und war ein riesiges Abenteuer.

 

Pünktlich am Donnerstagmorgen um 07.00 Uhr wurden wir von einem Taxi (mit einem ausgesprochen netten, eloquenten und sehr weltoffenen Pakistani als Fahrer) abgeholt und zum Flughafen von Anchorage chauffiert. Nachdem Mike am Vortag telefonisch bei Pen-Air abgeklärt hatte, wie es sich mit der Mitnahme des Bärensprays verhalte und wir angewiesen wurden, beim Check-In den Spray anzugeben, der dann aber in einer separaten Box im Flieger mitreisen könne, sind wir dann doch etwas konsterniert, als uns dieser abgenommen und bis am Samstagabend sicher am Airport verwahrt wird. Soviel dazu.

 

Das nächste Mal schlucken wir, als wir das Flugzeug (eine Saab 340 für die Aviatik-Interessierten unter euch) von innen sehen (dass es sich um eine Propellermaschine handelt, finden wir ja eher cool, wie sich aber auch nur einigermassen kräftiger gebaute Menschen darin bewegen sollen, ist uns rätselhaft – nur gut, dass wir vor den Ferien noch abgenommen haben). Mike ist sich nicht sicher, ob so ein Teil (10 Reihen à 1 + 2 Sitzen) überhaupt als richtiges Flugzeug zu betrachten ist und hält erstmals in ihrem Leben bei Start und Landung Trunis Hand (nur um sicher zu gehen, dass die Angst nicht allzu gross wird). Zu unserer Überraschung läuft dann aber alles so, wie man sich das von normal grossen Flugzeugen gewohnt ist und wir bekommen sogar einen Softdrink und Salznüssli.

 

Der knapp 90-minütige Flug vergeht reibungslos und wir landen pünktlich in King Salmon (einem Kaff bei dem einem Rifferswil im Vergleich als Metropole erscheint), wo uns auch schon der Shuttlebus abholt und zum Wasserflugzeug-Airport (3 windschiefe Hütten) bringt. Dort werden sowohl unser Gepäck als auch wir gewogen (diese Sch….Weightwatcher sind doch einfach überall!!) bevor wir in ein 7 Passagiere fassendes Wasserflugzeug (Baujahr geschätzt: 1950) der Marke De Havilland kraxeln. Neben uns sind da ein etwas verschrobener Engländer, ein junges Pärchen aus Paris und zwei deutsche Herren. Sowohl mit Roman und Emilie als auch mit Uwe und Matthias freunden wir uns schnell an und werden in den kommenden drei Tagen viel Zeit miteinander verbringen. Da gäbe es manches zu berichten, aber das sprengt unsere heutigen (mittlerweile ist es Samstagnacht) Energiereserven. Auf jeden Fall waren beide Bekanntschaften ein echter Gewinn und wir haben viel gelacht.

 

Nach unserer Ankunft in Katmai müssen wir zuerst die Schulbank drücken und uns in „Bärenetikette“ ausbilden lassen. Aber dann geht’s endlich los! Wie ihr ja wisst, sind wir auch nicht mehr die Jüngsten und im Laufe der Jahrzehnte doch einen gewissen Standard gewohnt. Zelten waren wir das letzte Mal vor rund 30 Jahren und unsere Erinnerungen an die Kunst des Zeltaufbauens sind bereits etwas eingerostet. Mangels irgendeiner Betriebs-  resp. Bauanleitung haben wir sicher nicht den herkömmlichsten oder gar effizientesten Weg gewählt, aber nach einer gewissen Zeit steht das Teil und alle vorhandenen Teile haben wir irgendwie verwendet (wie gut wir sind, merken wir erst in der ersten Nacht in der es wie aus Kübeln giesst und wir dennoch staubtrocken bleiben, tja, da staunt ihr!). Nach Aufbau unserer Loge pilgern wir dann auch sofort in Richtung Beobachtungsplattform und freuen uns wie die Schneekönige über den ersten Bären, den wir gleich nach unserer dortigen Ankunft beobachten dürfen. Es handelt sich dabei um 4-10 (die Bären sind von den Rangern wissenschaftlich durchnummeriert), die liebevoll 4-Tons genannt wird, da sie ein doch eher kräftiges Mädchen ist. Und Mädchen ist auch untertrieben, ist sie doch schon 26-jährig was für einen Bären ein sehr hohes Alter ist. Ihr Tagesablauf besteht aus ausgiebigen Schläfchen und ein paar Lachsen zwischendurch (so gegen 10 – 20 pro Tag, was einer Zufuhr von 50‘000 Kalorien entspricht). Und so geht es für uns mehr oder weniger den ganzen Tag bzw. die drei Tage weiter: Wanderung von Plattform zu Plattform (es sind am ganzen Brooks River deren drei) sowie gelegentlichen Spaziergängen zum Brooks Lake, dem Ziel der laichenden Lachse. So kommen auch für uns pro Tag ca. knapp 10 Kilometer zusammen. Unterbrochen werden diese Wanderungen und Besichtigungen durch Pitstops in der Lodge, wo es dann auch für uns einige (etwas weniger als 50‘000) Kalorien, dafür umso saftigere Preise zu schlucken gibt. Um das zu verkraften und auch die Nächte im Zelt entsprechend vorzubereiten löhnen wir noch mehr an der Bar, wo die hochprozentigen Drinks allerdings günstiger als das Bier sind (und wir sparen, wo wir können, grins).

 

Die Nächte sind überraschend mild und so schlafen wir wie die Bären, hihi. Die drei Tage vergehen wie im Flug und neben der erwähnten Bärenrentnerin sehen wir kapitale Männchen (vor denen sich 4-Tons allerdings nicht zu fürchten braucht). Die Saison scheint sich dieses Jahr 14 Tage nach hinten verschoben zu haben, wodurch nicht so viele Bären wie sonst üblich (und erhofft) zu sehen sind. Insbesondere am Wasserfall (was wir allerdings auch gewusst haben) ist recht wenig los und wir verpassen die seltenen Sichtungen, von denen andere Besucher berichten. Aber sei’s drum, es ist auf alle Fälle irrsinnig schön, diesen grossen Raubtieren in ihrem natürlichen Habitat so nahe kommen zu dürfen.

 

Viel zu schnell wird es Samstagabend und wir besteigen um 17.00 Uhr, diesmal mit unseren französischen Freunden (Uwe und Matthias sind bereits zu Mittag ausgeflogen worden) ein Wasserflugzeug neuerer Bauart, das neben dem Piloten vier Passagiere fasst und Mike als Co-Pilot fungiert (obwohl ihr Luke, unser Pilot, mit dem Feuerlöscher droht, sollte sie die Knöpfe berühren oder sich eine Zigarette anzünden wollen).

 

Zurück in King Salmon geht’s dann wieder mit so einem Propellerdings weiter in Richtung Anchorage, wo wir dann um 20.30 Uhr sanft landen, den Bärenspray wieder auslösen und zu unserem Turtle zurückkehren. Es war ein tolles Erlebnis an das wir sicher noch lange gerne zurück denken werden.

 

Es folgen einige Impressionen (und erstmals auch zwei Filmchen) - wir hätten hunderte von Bären-Bildern einstellen können (342 um genau zu sein :-))

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